Mittwoch, 23. September 2015

Authentizität

Definition:

Au·then·ti·zi·tä̱t
Substantiv [die]
geh.
a̱u̱tɛntiʦiˈtɛt/
  1. Echtheit.
Authentizität (von gr. αὐθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“) bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“. Das Adjektiv zu Authentizität heißt authentisch. (Q)
  
Synonyme zu Authentizität






Echtheit, Glaubwürdigkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit, Wahrheit, Zuverlässigkeit
 (Q)

Das ist ein sehr großes Wort (zumindest für einige) in der Hundelandschaft.

Wobei authentisch dann nicht das heißt, wie es definiert ist, sondern eine ganz eigene Definition bekommt. Nämlich: die eigenen Gefühle ungefiltert am Hund auszulassen, egal ob es ihm nun schadet oder nicht.
Die Krönung kommt gleich hinterher: der Hund würde ja sowieso merken, dass man sauer ist. Da braucht man ja nicht nett sein. Der Hunde würde das ja wollen, die Ehrlichkeit zu schätzen wissen, .....

Also; wo soll ich anfangen, ohne von ganz vorne anfangen zu müssen.

Ein Hund möchte Stress, Bestrafung und so weiter, gerne vermeiden. Er möchte nicht bestraft werden und ist dann froh darüber, dass man so "ehrlich" und "aufrichtig" zu ihm war. Das ist eine Behauptung, die an Hohn schon fast nicht zu übertreffen ist.
Man sollte das Wort "authentisch" auch bitte bitte nicht mit "launisch" verwechseln. Oder bin ich zu jedem Menschen, der mir über den Weg läuft, unfreundlich, weil ich mal schlechte Laune habe? Natürlich nicht, ich kann mich als erwachsener Mensch ja wohl bitte beherrschen.

Ja, selbstverständlich. Ein Hund merkt sofort, wenn man sauer ist. Gibt mir das den Freibrief, meine Wut an ihm auszulassen? Nein.
Interessant bis zutiefst erschreckend ist also die Schlussfolgerung:
"Auch wenn ich "Feines Hundileinchen" säusel, wenn dabei alles an meiner Körpersprache auf Unwetter um Anmarsch steht, wissen die Hunde was Sache ist. Niemand kann sich so dermaßen verstellen, dass ein Hund nicht merkt was Sache ist."

Als würde es um das "sich verstellen" gehen!

Der Hund muss ja die schlimmsten Dinge anstellen, die man sich nur vorstellen kann, wenn "die komplette Körpersprache auf Unwetter im Anmarsch" steht. Meint man.

Da wird dann in Foren groß und breit rumgetönt, wie unglaublich "authentisch" man sei, aber gleichzeitig mit Herz und Humor an die Sache gehen würde. Wenn ich mir dann durchlese, bei was für "Vergehenchen" die Leute schon aus der Haut fahren, frage ich mich wirklich, wo da der Humor und die Gelassenheit überhaupt sein soll.

"Einmal hab ich Einstein abgerufen, was hat der getan, mich angeschaut und gemütlich in die andere Richtung getrottet. Da hab ich ihn abgeholt und ihn wissen lassen, was ich von der Situation halte, kein Schreien oder körperliche Strafe, aber er wusste, dass es nicht gut war, was er da gerade gemacht hat."

Da kann man doch nur hoffen, dass solche Menschen niemals nie an einen eigenständigen Hund geraten.

Es ergibt sogar ein sehr ambivalentes Bild.

Auf der einen Seite möchte man sich um alles in der Welt von dem Feindbild der positiven Verstärkung abgrenzen, in dem man noch und nöcher betont, wie unglaublich krass drauf man sei.
Und auf der anderen Seite spaziert man mit Herz, Bauchgefühl und natürlich vorallem Humor durch die Gegend.

Ich weiß nicht, wen diese Menschen damit veräppeln wollen. Mich jedenfalls nicht.

Gerne werden ja auch immer die "klaren" und "deutlichen" "Ansagen" betont, die es geben müsse und bei belohnungsbasiertem Training nicht vorkämen. Ich weiß nicht, was diese Leute falsch machen. Ich weiß es wirklich nicht. Mir wurde nun schon mehrfach gesagt, dass ich sehr ruhig bin, dass ich in "Engelszungen" mit meinen Hunden rede. Und dennoch schaffe ich es, dass alle meine Signale sehr "klar" und sehr "deutlich" für die Hunde sind. Weil ich sie ihnen beigebracht habe. Da muss ich keine Ansagen verteilen, lauter werden oder mit dem Fuß aufstampfen, um eine Deutlichkeit zu unterstreichen.

Aber dann wird da ja noch "jeder Hund ist eben anders" eingeworfen. "Wenn man zwei Hunde hält, ist es unmöglich beide gleich zu erziehen".
Also.... wenn ich mir so meine Hunde anschaue... die Hunde meiner Freunde, die Hunde von Trainern.... doch, werden alle sehr ähnlich, auf Basis belonungsbasiertem Trainings, erzogen. Scheint zu funktionieren. Da muss der Fehler wohl doch beim Anwender liegen, sorry.

Auffallend oft wird auch behauptet "positive Verstärkung funktioniert bei einfachen Hunden, aber sobald ein Hund mehr mitbringt, kommt man damit nicht mehr weiter".
Wie soll ich beispielsweise einen Hund, der unter dem Deprivationssyndrom leidet, der unverträglich mit anderen Hunden war, der aus dem heitersten Himmel beißen kann (bis heute!)(und das ist noch nicht einmal die komplette Liste), beschreiben? Ich sage mal "nicht ganz so einfach". Positive Verstärkung hat diesem Hund zu einem, mehr oder wenigen (da depriviert), normalen Leben verholfen. Dieser Hund wurde durch dieses "authentische Rumstrafen" doch erst so kaputt gemacht.

Und wenn wir schon dabei sind, dass positive Verstärkung bei "kernigen Hunden" nicht funktioniert - warum - und ich habe schon so oft gefragt, noch nie eine Antwort bekommen - warum sind denn genau DIE Hunde "kernig", die sich so eine Behandlung gefallen lassen? Warum?
Warum ist nicht der Akita, Shiba, Husky oder Malamute" kernig"? Die beißen halt, wenn der Mensch meint, er muss sich wie ein Horst aufführen. Ist das nicht "kernig"? Also ich finde schon. Da stinkt doch jeder Schäferhund gegen ab. Die lassen sich doch das gefallen. (Ich habe gar nichts gegen Schäferhunde, nur sind das ja sehr beliebte Kandidaten bei solchen Menschen.)
Warum sollen das bitte "kernige" Hunde sein? Auch der Spitz ist da "kerniger".

Die Antwort auf meine Frage ist: diese Leute hatten noch nie einen Hund, der sich so eine Behandlung nicht gefallen lässt. Diese Leute hatte noch nie einen "wirklich kernigen Hund". 

Und ich weiß, wie sehr diese Halter über diese Sätze mit den Zähnen knirschen. Die eigene Medizin schmeckt eben nicht.

Freitag, 11. September 2015

Enno.



of all the things I should've said
that I never said
all the things we should've done
that we never did
all the things I should've given
but I didn't

oh darling, make it go
make it go away

give me these moments back 
give them back to me